Sonntag, 10. September 2017

[Anthologie #Insekten] (4) Käferkumpel von M.G. Leonard

das Cover zeigt den Kopf eines Kindes, auf dem ein riesiger Käfer sitzt
Käfer als Haustier - warum nicht

Roman, 336 Seiten
Chicken House, April 2017
Genre: Kinderbuch, Jugendbuch, Krimi
ISBN: 978-3551520975
Übersetzer: Britt Somann-Jung
hier das Buch bei Amazon


Woher: Gelesen im Rahmen des 12-Akters #Insekten




So fängt es an

Dr. Bartholomew Cuttle war keiner von den Männern, die auf rätselhafte Weise verschwanden. Er war einer von den Männern, die beim Abendessen dicke alte Bücher lasen und denen Spiegelei im Bart hängenblieb.


Zusammenfassung


Bartholomeus Cuttle ist unter mysteriösen Umständen erschwunden und Halbwaise Darkus nun ganz allein. Sein Onkel Max, ein typischer Junggeselle, bricht einen archäologischen Forschungsaufenthalt ab und nimmt ihn bei sich auf.

In der neuen Schule findet Darkus, der bisher ein Einzelgänger war, neue Freunde: die draufgängerische Virginia und den nerdigen Bertolt. Und noch einen Freund findet er; ihm läuft ein Hirschkäfer in Hamstergröße zu, der ihn zu verstehen scheint. Darkus tauft ihn Baxter.

Auch das Verschwinden seines Vaters scheint mit Käfern zu tun zu haben, und in der Wohnung visavis türmt sich ein Käferberg voller ungewöhnlicher Käfer. Wie das miteinander zusammenhängt und welche Rolle die monströse Lucretia Cutter dabei spielt, wollen die drei Freunde herausfinden.





Persönlicher Eindruck



Der Autor legt viel Wert auf die Charaktere und ihren Hintergrund. Bspw. wird berichtet, wie der Tod der Mutter Darkus und seinen Vater beeinflußt hat. Auch werden Stereotype aufgebrochen - es ist im Buch eben das Mädchen Virginia, dass sich prügelt, um den schmalen Bertolt zu beschützen.

Die böse Lucretia Cutter wird innerlich wie äußerlich als Monster beschrieben, aber andererseits wird von ihrem Leben vor ihrer "Verwandlung" berichtet und sie hat eine Tochter, die nett ist und mutig (wenn auch ein wenig überdreht) und sich mit Darkus anfreundet.

Die Käfer sind natürlich cool. Es sind außergewöhnliche Käfer, die handzahm sind und Menschen verstehen. Die Faszination des Autors für Käfer überträgt sich auf den Leser.

Mein Wortschatz erweiterte sich um "Elytren", das sind die Deckflügel der Käfer. Ich hätte nie gedacht, dass man das Wort so oft in einem Roman verwenden kann.

Das Buch ist jugendgeeignet, gut geschrieben und flüßig zu lesen. Die Spannung und das Geheimnis wird graduell aufgebaut und nach und nach enthüllt. Der Spannungsbogen ist gleichbleibend, aber jugendgerecht nie zu hoch. Es gibt auch einen Anhang, der Fachvokabular enthält.

Besonders gut als Szenerie hat mir der Möbelwald gefallen - wer möchte da nicht drin spielen?

Es gibt weitere Bände in dieser Reihe. Obwohl es keinen echten Cliffhanger gibt, sind noch viele Fragen offen und Potential für weitere Geschichten da. Dennoch kann man das Buch auch alleinstehen lesen.



Lesen oder nicht?


Ein empfehlenwertes Jugendbuch, das mit einem ganz neuen Blick auf Insekten punktet. Mir hat es sehr sehr gut gefallen.


3 Zitate



"Das ist fantastisch, ein echtes Abenteuer! Ich wollte schon immer Detektivin sein." Sie sprang auf und nahm ihr Hausaufgabenheft aus ihrer Blazertasche. "Wir sollten dich sofort befragen und deine Beschreibung des Tages, als dein Vater verschwand, festhalten, nur für den Fall, dass du das Gedächtnis verlierst und alles vergisst." [S. 34]

Darkus lief auf und ab, redete mit sich selbst und überlegte, wie er Novak Cutter am besten fragte, ob ihre Mum seinen Dad entführt hatte. [Zufallszitat, S. 171]

"Er hat sich verbeugt!" Novak sah Darkus überrascht an.
"Er erwidert deine Begrüßung", sagte Darkus und lächelte.
"Meinst du, er würde auch für mich fliegen?" fragte Novak aufgeregt.
"Bestimmt." Darkus flüsterte dem Käfer etwas zu und beschrieb mit seinem Zeigefinger ein Muster in der Luft. Baxter breitete die Flügel aus, hob ab und drehte eine laute Runde durchs Zimmer, die Vibration seiner Flügel klang wie das Puckern eines fernen Motors. [S. 187]




Querverweise



Aussage: Käfer sind cool; Freundschaft  und Verstehen zwischen Mensch und Käfer ist möglich (auch wenn es mutierte Käfer sind). Die Käfer leben ihr Käferleben, aber verstehen die Sprache der Menschen. Auch in der Ameisen-Trilogie von Werber gibt es einen Dialog zwischen Mensch und Ameise, hier muss aber eine gemeinsame Verständnisebene erst gefunden werden. Wenn wir von intelligenten Insekten ausgehen, erscheint mir Werbers Fiktion realistischer; die Intelligenz ist sicherlich ganz anders gelagert als unsere.


Fußnote: Marco von Terrarianer über Käfer als Haustiere


Marco vom Blog Terrarianer hat ein unglaublich umfangreiches Wissen über die Terrarium-Haltung und ist bekannt als Autor der Kolumne „Speikobra - Der giftige Kommentar“ im leider mittlerweile eingestellten Fachmagazin „terraristik“ vom Dähne-Verlag. Er hält viele Wirbellosen, Amphibien und Reptilien, darunter auch Schaben, Käfer oder Ameisen. Mit seinem Lebensgefährten kümmert er sich dabei vor allem um Tierschutzfälle und Abgabetiere. Marcos Fußnoten findet ihr zu Wenn der Nagekäfer zweimal klopft, Käferkumpel, Ameisen-Trilogie und den Schwarmkriegen.


Im Jugendbuch "Käferkumpel" halten Darkus und seine Freunde Käfer als Haustiere. Der Hirschkäfer Baxter ist so groß wie ein Hamster, Darkus kann ihn auf der Schulter herumtragen und Baxter hört aufs Wort, dreht z.B. auf Anfrage Loopings. Das hat mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun, aber wäre ein Käfer wie Baxter für dich als Insektenhalter interessant?

Zwar können Käfer bzw. Insekten allgemein nicht aufs Wort hören, aber wenn man weiß, wie sie ticken, kann man sie durchaus in Szene setzen. Riesenkäfer wie „Baxter“ sind normalerweise recht flugfaul. Auf Exotenbörsen sieht man manchmal Händler, die ihre Hirsch- und Nashornkäfer frei auf Baumstämmen präsentieren. Theoretisch könnten die Tiere einfach wegfliegen. Das tun sie aber nicht, wenn die Stämme mit Futter präpariert werden.
Große Insekten finde ich sehr imposant. Momentan pflege ich ein paar Larven von Mecynorhina torquata ugandensis. Diese „Käferbabys“ sind jetzt schon sehr beeindruckend (siehe Foto). Als Käferhalter muss man aber bedenken, dass man oft monatelang Larven in einer Kiste mit Substrat aufzieht, bevor man endlich die fertigen Käfer zu Gesicht bekommt.
Eine dicke weiße Larve auf Marcos Hand ist zu sehen. Sie ist so groß wie ein Finger.
Käferbaby der Art Mecynorhina torquata ugandensis


Marco, hab vielen Dank für deine Zeit und deine interessanten Ausführungen!


Ich freue mich über eure Kommentare. Wer hat noch Käfer als Haustiere?

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